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Das ist... Eduardo Martins, der Fake-Kriegsfotograf

Screenshot Instagram; Collage: Janina Schmidt

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Das ist…

… Eduardo Martins, zumindest nennt er sich selbst so. Er ist 32, gut aussehend, sportlich, hat als Kind den Krebs besiegt und begibt sich nun als Kriegsfotograf mutig und selbstlos an die Front des sogenannten Islamischen Staats im Irak. Er hat einfach alles, was es braucht, um ein ziemlich beeindruckender Typ zu sein – bis auf eine winzige Kleinigkeit: Er ist ein Betrüger.

Der kommt…

… aus Brasilien. Wobei, so ganz sicher kann man sich dabei auch nicht sein. Für seine Social-Media-Profile hat Martins die Bilder eines englischen Surfers geklaut und so einen Fake-Account erstellt, in dem er sich als superheißer Kriegsfotograf ausgibt, dem keine Krisenregion zu hart ist. Aufgeflogen ist das ganze, als eine BBC-Journalistin misstrauisch wurde, weil niemand der anderen Reporter ihn jemals vor Ort gesehen hat – was ziemlich ungewöhnlich ist in der eng vernetzten Community der Krisen- und Kriegsreporter. 

eduardo martins
Screenshot/Petapixel.com

Der kann…

… nun ja, ein Bildbearbeitungsprogramm bedienen. Denn das ist, was er zumindest bei einigen Bildern des Fotografen Daniel C. Britt getan hat. Das Bild spiegeln, ein bisschen zuschneiden, die Farbgebung verändern und fertig ist die Laube! 

eduardo martins 2
Screenshot/Petapixel.com

Der geht…

... ziemlich fahrlässig mit der Bedeutung von Kriegsbildern um und manipuliert sie, um berühmt zu werden. Das hat auch ganz gut funktioniert, immerhin folgten ihm 120.000 Menschen auf Instagram, seine vermeintlichen Arbeiten wurden in wichtigen Tageszeitungen wie The Wall Street JournalLeMonde oder The Telegraph veröffentlicht. In einem Interview mit dem Recount Magazin beschreibt er, wie er einem Jungen, der von einem Molotowcocktail getroffen wurde, heldenhaft aus der Gefahrenzone half: "In scenes like this, which are common in my work, I stop being a photographer and become a human being." Was für ein Mann!

Daraus lernen wir…

… dass es nicht nur Fake-News geben kann, sondern auch Fake-Fotos. Wir lernen auch, dass die Konkurrenz in der Foto-Branche um das beste, krasseste Bild ziemlich groß ist und einige eben auch bereit sind, zu betrügen. Das ist besonders gefährlich, wenn die Bilder eine Geschichte zu erzählen scheinen, die so nie passiert ist.

Nur Google weiß…

… dass die Links auf seine Web-Profile alle ins Leere führen. Martins hat sich nämlich abgeseilt – nach Australien – und alle seine Konten, Websites und Internetprofile gelöscht. Er sagt, er will für ein Jahr mit seinem Bus durch das Land touren. Vielleicht wird das ganze ein Selbstfindungstrip nach all den Betrügereien um seine Person. Oder er sattelt auf Landschaftsfotografie um.

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